// 9. September 2020 //
Pandemie-Lockdown und europaweite Wirtschaftskrise – Wie geht es nun weiter mit der nachbarschaftlichen Zusammenarbeit? Um sich dieser Frage gemeinsam zu nähern, haben am 12./13. September 2020 die ersten „Deutsch-Tschechischen Böhmerwaldgespräche“ in Klattau stattgefunden. Mit dabei mit Expertise im Raum Bayerischer Wald und ganz eigenen Corona-Erfahrungen war auch das „Sekretariat für grenzüberschreitendes Netzwerkmanagement im Themenbereich Kultur und Tourismus“.
Als Initiator, Moderator und Leiter der Veranstaltung zeichnete der ehemalige bayerische CSU-Europaabgeordnete Martin Kastler, heute Repräsentant und Regionalleiter der Hanns-Seidel-Stiftung für Mitteleuropa mit Sitz in Prag, verantwortlich. Seit annähernd 30 Jahren wirkt die Stiftung bereits in Tschechien. „Aktuell ist es wichtiger denn je“, so Kastler, „dass der Dialog Bayern-Böhmen nicht verstummt.“
Am ersten Tag der „Böhmerwald-Gespräche“ standen die temporäre Grenzschließung, die Situation der tschechischen Pendler und die Auswirkungen auf den bayerisch-tschechischen Arbeitsmarkt im Vordergrund. Aus dieser Zeit berichteten Václav Bernard (Bürgermeister von Všeruby), Sandro Bauer (Bürgermeister von Furth), Dr. Richard Pikner (Chefarzt des Krankenhauses in Klatovy), Andreas Weishaupt (Verbindungsbeamter der Bundespolizei an der Deutschen Botschaft in Prag) und Miloslav Sláma (Gebietsleiter AAQUILA Personalservice Klatovy). Daran schloss eine Diskussion mit Dr. Gerhard Hopp, Mitglied des Bayerischen Landtags, und Jaroslava Pongratz, Netzwerkmanagerin Bayern – Böhmen bei der Europaregion Donau-Moldau, über die gemeinsame Wirtschaftsregion, Folgen für die bayerischen und tschechischen Unternehmen und Empfehlungen für die Bekämpfung der Corona-Krise an.
Der zweite Kongresstag galt dem grenzübergreifenden Urlaubsreiseverkehr, dem allgemeinen Kulturbetrieb sowie der Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit von Schüler- und Studierendenaustauschprogrammen. Unter anderem wurde analysiert, wie Ostbayern und Westböhmen, zwei Regionen, die stark vom Tourismus geprägt sind, mit der „staatlichen Aufforderung zum Zuhausebleiben“ zurechtkamen und wie sie sich auf drohende weitere Einschränkungen vorbereiten.
Als im wahrsten Sinne des Wortes grenzüber-„schreitendes“ Projekt stellte ARBERLAND-Tourismusreferetin Susanne Wagner die Neuausrichtung und Aufwertung des Pilgerweges „Gunthersteig“ von Niederaltaich bis Blatná vor, an dem auch das Sekretariat als Netzwerkpartner beteiligt ist. Die Bewegung über weite Strecken unter freiem Himmel trage sowohl dem Bedürfnis nach Kontemplation und Aktiverholung als auch den aktuellen Hygieneschutzverordnungen Rechnung, meinte Wagner. Seit den Sommermonaten beobachte sie neben dem boomenden Inlandstourismus eine Renaissance des Camping-Urlaubes in seiner autarken, abseits von Menschenmassen stattfindenden Ausprägung. Die Wochen zuvor sei man hinsichtlich des Marketings – und hier konnten ihr die Sekretariatsmitarbeiter*innen Herbert und Elisabeth Unnasch, Miriam Lange, activCARD Bayerischer Wald-Begründer Johannes Garhammer, Eschlkams Tourismusbüroleiter Martin Daiminger und Jana Dirriglová, Bürgermeisterin von Loučim, nur beipflichten – auf Internet- und Social-Media-Kampagnen zurückgeworfen gewesen. Lange, die Touristiker*innen im Rahmen sogenannter „Gastgeber-Kurse“ an der vhs ARBERLAND fit für Bildbearbeitung, Imageclips, Instagram und Facebook macht, konnte hier einige Einblicke in die Praxis geben. Erfreulich und fruchtbar waren die Netzwerkgespräche zwischen Herbert Unnasch und Pablo Schindelmann, der für 2023 Bayerisch-Tschechische Freundschaftswochen der beiden Städtenachbarn Selb und Aš plant, sowie zwischen Susanne Wagner und Dr. Andrea Königsmarková, die per Videokonferenz zugeschaltet war. Ihr sicherte die bayerische Tourismusexpertin Auslandspraktikumsplätze für die Studierenden der brandneuen „Bayernstudien“ an der WBU Pilsen zu.
Spätestens im Herbst 2021 soll es eine Fortsetzung der Böhmerwald-Gespräche geben.