Als erstes Projekt, das nach der neuen Förderrichtlinie „Bayerisch-Tschechischer-Grenzraum“ (BYCZFöR) vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat gefördert wurde, hat die ARBERLAND REGio GmbH einen grenzüberschreitenden „Kultur- und Kulinarikmonat“ ausgerichtet – „Mit Begegnungsmaßnahmen, welche angesichts der international angespannten Corona-Jahre beiden Nachbarnationen sehr gut getan haben“, ergänzt Judith Weinberger-Singh, Leiterin der Kreisentwicklung. Grund genug, im Rahmen der Projekt-Nachbereitungsphase einen Rückblick auf den November 2022 zu wagen:

Hinter dem sperrigen Projekttitel „Maßnahmen im Bereich Kultur und Tourismus und Stärkung der Begegnungskultur im Kultur- und Kulinarikmonat November“ verbarg sich ein knackiges Veranstaltungsprogramm, das den fad-grauen Spätherbst im Bayerischen und im Böhmerwald mit Leben zu füllen suchte.

Die vier thematischen Projektwochen starteten mit der kostenlosen Sonderausstellung „Grenzenlose Heimat“. Im Dachgeschoss der Galerie „Kuns(t)räume grenzenlos“ wurden 27 Werke von Josef Schneck, Annemarie Pletl, Toni Scheubeck, Monika Stock, Jan Samec, Tomáš Kůs und Vít V. Pavlík – Künstler:innen aus allen sechs Bezirken entlang der bayerisch-böhmischen Grenze – ausgestellt, die ihre Heimat zwischen Fränkischer Schweiz und Lipnosee gegenständlich oder abstrakt, zwischen Gemütlichkeit, Reibung, Nähe und Distanz darstellten. Im Erdgeschoss richtete das Projektteam darüber hinaus einen Begegnungsraum ein, der künftige Projektpartner:innen zur Präsentation ihrer Regionen und Aktionen einlädt. „Symbolisch hierfür steht eine große Lichtprojektion das Grenzraumreliefs“, erläutert Weinberger-Singh.

Das darauffolgende „Heimatfest“-Wochenende begann am 11.11. mit einem politischen Empfang (inklusive Pressegespräch). Hierzu durften in der ArberLandHalle in Bayerisch Eisenstein neben Heimatminister Albert Füracker, PhDr. Jan Fluxa, Vizeminister für Regionalentwicklung und Digitalisierung der Tschechischen Republik, Niederbayerns Regierungspräsident Rainer Haselbeck, Rudolf Spotak, Bezirkshauptmann des Krajs Pilsen, der Stellvertretende Bezirkshauptmann des Krajs Südböhmen, Pavel Hroch, Generalkonsulin Dr. Ivana Červenková und Regens Landrätin Rita Röhrl begrüßt werden. Gemeinsam mit den rund 100 geladenen Ehrengästen wurden anschließend die „Kuns(t)räume grenzenlos“ besichtigt. Als Eröffnungsgeste eines grenzübergreifenden Kunst- und Handwerkermarktes im Localbahnmuseum entzündeten Fluxa und Eisensteins Bürgermeister Michael Herzog den symbolischen „Funken der bayerisch-böhmischen Freundschaft“. Ein gemeinsames Ganserlessen im Grenzbahnhofrestaurant Vo’Gunders rundete den Abend ab. Auch am folgenden Festsamstag hatten die Gastronomien entlang des Bahnhofsareals geöffnet, um ihre Gäste mit traditionellen Schmankerln aus der Grenzregion zu empfangen. Als besonderes Highlight fand darüber hinaus eine historische Führung mit Eisenbahnhistoriker Bernhard Hager statt, der 22 geschichtsinteressierte Teilnehmer:innen über die Grenze nach Železná Ruda führte.

Am 19.11. gestaltete die ARBERLAND REGIO GmbH gemeinsam mit dem Kreativverein „Pool of Invention“ einen „Tag der musikalischen Begegnung“ in Haidmühle: Ab 14 Uhr konnten Junge und Junggebliebene Instrumente aus Recyclingmaterialien basteln, die Gruppe „Auuna“ lud zum gemeinsamen Singen von tschechischen Volksliedern und indischen Mantren ein und Multiinstrumentalist Jaroslav Kořán überließ dem bunt gemischten Teilnehmerkreis sein reiches Repertoire an Klangkörpern. Ab 19:30 Uhr präsentierte der klassische Gitarrist Václav Fuksa aus

Karlsbad tschechische und mährische Volkslieder, die František Sušil 1835 in einem Band gesammelt hat. Im Anschluss spielten die Passauer Weltmusiker der „Sturmberger Feiertagsmusi“ auf – von vogelwuid bis verträumt, von Balkan Beats bis Zwiefacher.

Unter dem Motto „Literarische Grenzgänge“ waren Prosafreund:innen am 26.11., dem Projektfinale, dann in der urigen Schmugglerhütte in Bayerisch Eisenstein eingeladen, gemeinsam mit der freien Journalistin und Autorin Ludmila Rakusan und dem Oberpfälzer Autor Bernhard Setzwein einen Blick auf die bayerisch-böhmische Freundschaft in der Vergangenheit und Gegenwart zu werden – mit Anekdoten, Reiseerlebnissen, Kindheitserinnerungen und einem Close-Reading von Brauchtum, Historie, Land und Leuten.

„Wir sind sehr glücklich“, rekapituliert Weinberger-Singh, „dass es nicht nur gelungen ist, die traditionell eher trübe Zeit vor dem Advent für Einheimische und Tourist:innen bunter und spannender zu gestalten, sondern auch, dass wir zahlreiche neue Netzwerkpartner akquirieren und in diesem Zuge eine Reihe von Kooperationsvereinbarungen mit Institutionen und Regionen jenseits der Grenze abschließen konnten. Diese werden sich sicher als wertvoll für ein vierjähriges Langzeitprojekt erweisen, in dessen Rahmen der Landkreis Regen ab 2023 weiter am touristischen, kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenwachsen des bayerisch-böhmischen Grenzraumes arbeiten möchte.“ All jene, die den Kultur- und Kulinarikmonat November 2022 noch einmal in Bewegtbildern genießen möchten, finden unter http://bayern-tschechien.de/projekthighlights einen Zusammenschnitt der schönsten Projektmomente.

Der grenzüberschreitende „Kunst- und Kulinarikmonat November 2022“ wurde vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat mit 53.032,50 Euro gefördert. Grundlage hierfür war die neue Förderrichtlinie BYCZFöR