// 6. Mai 2019 //

Als „Weg zwischen zwei Völkern“ war am Donnerstag, den 11. April 2019, der Fernwanderweg „Gunthersteig“ im Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein diskutiert worden. Hierhin hatte die Kreisentwicklungsgesellschaft ARBERLAND REGio ihre Partner des gleichnamigen neuen INTERREG-Projekts eingeladen. Knapp 50 bayerische und böhmische Leistungsträger aus Politik, Landesentwicklung und Kultur sowie Experten der Bereiche Tourismus, Geschichte und Pilgern waren zur Auftaktveranstaltung angereist.

Nachdem ARBERLAND REGio-Chef Herbert Unnasch die Anwesenden begrüßt hatte, stellte Inge Edmeier, Tourismus-Referentin des Landkreises Deggendorf, das Projekt vor: Beim „Gunthersteig“ handelt es sich um einen der prägenden historischen Besiedelungswanderwege Bayerns und Böhmens. Dieser verläuft auf den Spuren des als Volksheiligen verehrten „Rodungsmönchs“ in vier Tages-Etappen, auf insgesamt 88 Kilometern, von Niederalteich über Lalling und Rinchnach zum Grenzübergang Gsenget und weiter nach Dobrá Voda in Tschechien.

Kerngedanke des Projekts ist die Neufokussierung und Aufwertung des Gunthersteigs. „Als Pilgerweg soll er dem gesellschaftlichen Wandel von der Erlebnis- hin zur Sinngesellschaft noch stärker Rechnung tragen“, meinte Edmeier. „Zudem liegt uns die Botschaft des ‚Grenzgängers‘ und ‚Wegebauers‘ Gunther am Herzen. Hier würden wir uns eine Vertiefung der deutsch-tschechischen Freundschaft und Zusammenarbeit wünschen.“ Mit im Boot sind neben der ARBERLAND REGio GmbH und dem Landkreis Deggendorf der Kreis Pilsen, die Stadt Hartmanice, die Gemeinde Lindberg und der Förderverein Bauernhausmuseum Lindberg.

Um das thematische Feld, welches der Gunthersteig aufspannt, zu umreißen, folgten einige Impulsreferate. Zunächst unterzog Johannes Molitor die bisherige Wegeführung einer historisch-kritischen Betrachtung. Diese wird sich gerade für künftige Markierungen und kartografische Darstellungen als interessant erweisen. Seine beiden tschechischen Kollegen, Mgr. Zdeňka Řezníčková und PhDr. Vladimír Horpeniak, betrachteten die kulturgeschichtlichen Meilensteine Gunthers nicht nur in Form von Klöstern, Kapellen und Kirchen: Sein neuzeitliches Wunder sei es, dass neben Deutschen und Tschechen auch andere von Gunther berührte Nationen, Christen unterschiedlicher Konfessionen und Juden gleichermaßen heute in Dobrá Voda zusammenkämen, um sein Versprechen von Versöhnung und Völkerverständigung einzulösen.

Daraufhin beleuchteten Michael Körner, Wegemanager des Tourismusverbandes Ostbayern, und sein tschechisches Pendant beim Kreis Pilsen, Klára Růžková, den Gunthersteig nach touristischen Gesichtspunkten. Hier flossen die positiven Erfahrungen ein, die man auf deutscher Seite mit dem Fernwanderweg Goldsteig machen durfte. Růžková stellte bereits konkrete Ideen zur infrastrukturellen Ausgestaltung sowie zur künstlerischen und pädagogischen Begleitung des Gunthersteigs vor.

Mit Petr Hirsch von der Agentur „Reisen und Pilgern“ und Helga Grömer von der Diözese Passau, kamen zwei passionierte Pilger zu Wort. Hirsch war seit einer psychospirituellen Krise im Jahr 2009 16.000 Kilometer durch ganz Europa unterwegs und rekapitulierte persönliche Erlebnisse. Was einen „pilgerfreundlichen“ Weg ausmacht, erläuterte Grömer. Im Anschluss leitete sie einen von drei Workshops, die sich eingehend mit den touristischen, historischen und spirituellen Anforderungen an den Gunthersteig befassten. Danach hieß es für die Projektbeteiligten: „Frisch ans Werk!“

„Wie ich sehe, haben wir uns alle viel vorgenommen für die kommenden drei Jahre“, schloss Unnasch. „Es wird eine spannende gemeinsame Zeit. Pack ma’s an!“